Dienstag, 30. Oktober 2007

Frage 10

Wo liegen die Unterschiede zwischen der tatsächlichen Gestaltungspraxis und dem was an Hochschulen gelehrt wird. Brauchen Hochschulen mehr Praxisbezug oder sollten einfach nur andere Themen unterrichtet, beziehungsweise andere (als die traditionellen) Fertigkeiten gelehrt werden?

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

An der Hochschule lernt man die Theorie, alles was hinter der Gestaltung steckt. Das "Warum" des Ganzen. Und man lernt zu hinterfragen.
In der Praxis lernt man das "Wie".
Man lernt Feinheiten der Umsetzung und praktische Fertigkeiten.
Ich denke das Praxissemester reicht als Praxisbezug vollkommen aus.
Ansonsten kann man auch eine Ausbildung machen, die den Schwerpunkt ja bekanntlich auf das Praktische legt.

Anonym hat gesagt…

Hochschule ist die zeit, die man braucht, um sich zu bilden und um zu erkennen, dass man alles irgendwie machen kann, wenn man es in eine schon bestehende kette anhängen kann. das problem der praxis gibt es nur dadurch, dass man nach der hochschule an einem sehr hohen punkt angelangt ist und dann weit unten wieder anfangen muss, so ist man erst nach langer praxis wieder da, wo man das gelernte anwenden kann.
die verschiedenen ausbildungsstile von reiner theorie bis auschliesslicher marktwirtschaftlicher produktion haben alle ihre vor und nachteile, sobald man sie kennt. studenten müssen es eben einfach machen, um zu wissen, was sinnvoll ist. jedoch passt ein statisches hochschulsystem nicht immer zu den sich schnell verändernden situationen

Anonym hat gesagt…

Die Hochschulen sind kleine Raumschiffe die da draußen tolle Sachen machen, die Studenten fliegen lassen und ihnen zeigen wie man im luftleeren Raum ruhig atmet. Die Realität tut weh.

Die Hochschule braucht mehr Studenten die selbstständig denken, sich ihren eigenen Weg suchen und nicht willenlos die Philosophie der Hochschule aufsaugen. Die Welt braucht keine kleinen Klone die alle dieselben Fremdworte um sich schmeißen, in der Hoffnung, das keiner nach der Bedeutung fragt.

Man ist immer nur so gut wie die letzte Arbeit - also strengt euch ein bisschen an!

Anonym hat gesagt…

Beides. Ich glaube, man sollte stärker differenzieren zwischen Schulen oder Studiengänge, die auf eine Funktion als Grafik-Designer in Werbeagenturen usw vorbereiten. Mal ganz ehrlich, das ist heute aber fast eher nur noch eine Ausbildung oder etwas für private Akademien - obwohl die kommerzielle Werbung auch echt einen Schuss ind en Arm brauchen könnte, mehr Mut, mehr Geist. Aber für die normale Werbung, die uns leider alltäglich umgibt, braucht es doch kein Studium mehr. Man braucht auch kein Studium, um Bauzeichner zu sein, aber wohl für die Architektur. (Adolf Loos würde widersprechen :-D). Vielleicht würden gezielte Angebote für Werbung da wieder bessere Inhalte schaffen, wer weiß?

Auch traditionelle Fertigkeiten weisen nicht nach vorne. Es ist ja dufte, das man Bleisatz usw lernt, aber es ist auch banal. Auch die Beherrschung von DTP-Software sollte fast inzwischen Voraussetzung sein, CS ist so einfach wie Textverarbeitung. Man kann das im Grundstudium machen, aber Gott - das ist doch so als würde das Anrühren von Salpeter als INHALT des Chemiestudiums verkauft werden. Kerning beherrschen ist NICHT Typographie.


Was betont werden sollte ist die Findung von Identität, von Stimme, von Ausdruck. Die Schaffung eines breiten, reichen kulturellen Backgrounds, der es dem Absolventen ermöglicht, sich zu entwickeln, zu lernen, zu entdecken und kreativ auf verschiedensten Gebieten neugierig auf Reise zu gehen.

Nicht um Indesign oder Siebdruck also, sondern um den Kopf geht es. Designer sollten Filme, Bücher, Theater, Architektur, Politik konsumieren wie Junkies. Hungrig sein. Mehr wollen als nur Werbung für Cornflakes oder Plakate für die Sportfreunde Stiller entwerfen wollen. Was immer «mehr» sein mag. Das fängt auch ganz bei jedem einzelnen an, als Schule kannst du nur die Reise begleiten und ermutigen.

Und auch hier: Jeder wie er mag. Ich finde, hier ist eine Chance, für verschiedene FHs und Akademien, sich klarer am Markt abzugrenzen zwischen «Praxisorientiert» und «abgedreht». So kann auch hier jeder Student seinen eigenen Weg finden. Will man eher einen soliden Job bei Scholz&Friends... oder das nächste House-Industries-Phänomen werden? Beides ja legitime Ansätze und die Wünsche sind verschieden ausgeprägt bei Studenten. Was den Bereich so spannend macht. Ich meine, niemand studiert BWL, um etwas zu bewegen, um sich selbst zu verwirklichen. Das Studium des Designs sollte die ganze Bandbreite abdecken - ob unter einem Dach oder als nebeneinander bestehende Angebote verschiedener Einrichtungen.

Als Dozent habe ich, ehrlich gesagt, zuuuunehmend mehr Spaß an letzterem.

Anonym hat gesagt…

@hd:
Warum "nur" Ausbildung? Nach meiner Berufsausbildung (Mediengestalter) war ich arg enttäuscht und überrascht, wie oberflächlich und "pillepalle" das Designstudium ist. Denk- und Herangehensweisen, tiefergehendes Fachwissen oder Einblicke in angrenzende Disziplinen wurden kaum vermittelt. Man war in erster Linie rund um die Uhr beschäftigt einen Wust an Kursen (natürlich alles schön durcheinander) zu absolvieren, um dann am Kursende mit einem kurzen Statement des Proffs durchgewunken zu werden. Sicherlich abhängig von der Hochschule, okay.