Dienstag, 30. Oktober 2007

X ON DESIGN

Hallo,

dies ist der Blog meines Diploms "X ON DESIGN". Während des Studiums habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, welche Funktion und welchen Stellenwert Kommunikationsdesign in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt hat. Peter Sloterdijk beschreibt Designer als die Revolutionäre unserer Zeit, gleichzeitig scheinen viele Gestalter jedoch eher marktwirtschaftliche Interessen zu bedienen. Dies steht oft im Gegensatz zu dem akademischen Bild des Designers, das eine individuelle Haltung fordert. Während meiner Arbeit untersuche ich verschiedene Fragen, für die es alle keine Musterantworten geben kann, sondern nur persönliche Standpunkte. Um ein möglichst breites Spektrum an individuelle Meinungen, zu den unterschiedlichen Fragestellungen über die Rolle des Gestalters, zu bekommen, habe ich diesen Blog eingerichtet. Im Folgenden werden 10 Fragen gestellt, die sowohl den Arbeitsalltag des Designers, als auch die Lehre an den Universitäten und Fachhochschulen, sowie Themen aus internationalen Designdiskursen aufgreifen. Ziel ist es, dass die gesammelten Kommentare dieses Blogs in meiner Diplomarbeit abgedruckt werden, so dass dem Leser ein breites Spektrum an Meinungen geboten wird. Wer also Lust hat mir bei meiner Arbeit zu helfen, kann seine persönliche Antwort zu der ein oder anderen Frage hier gerne reinschreiben!


Viel Spaß beim posten und lesen
Andreas Wagner, Merz Akademie Stuttgart

Frage 01

In wie fern sind Gestalter tatsächlich die Produzenten von
sozialen und kulturelle Bedeutungen und in wie weit sind Designer
„nur” Dienstleister?

Frage 02

Der amerikanische Designer Chip Kidd sagte einmal in einem Interview „beeing a famous designer is like beeing a famous electrician“. Braucht Kommunikationsdesign mehr öffentliche Aufmerksamkeit? (wie es Beispielsweise in der Mode oder der Architektur der Fall ist)

Frage 03

Spätestens seit Oliviero Toscanis berühmter Benettonkampagne, hat die Werbung soziale und ökologische Themen als Vermarktungsstrategie für sich entdeckt. Aber wie ernst kann man dieses soziale Engagement wirklich nehmen?

Frage 04

Gib es einen Unterschied, zwischen dem sozialen und politischen Einfluss den Gestalter gerne hätten und den tatsächlichen Auswirkungen ihrer Arbeiten?

Frage 05

Innerhalb der internationalen Designcommunity wird immer wieder gefordert, dass Gestaltung sich von den so genannten Fesseln des Kommerz löst. Aber wenn wir Gestaltung als “Kind” der Industrialisierung und der Massenfabrikation begreifen, wie realistisch sind dann solche Forderungen?

Frage 06

Gestalter arbeiten in 90% der Fälle im Auftrag für einen Kunden. Den Inhalt, den Sie kommunizieren, können Sie also nur selten mitbestimmen. Steht der Auftraggeber also nicht viel mehr in der Verantwortung als der Designer?

Frage 07

Designaktivisten wie Kalle Lasn oder Mieke Gerritzen fordern die Gestalter weltweit dazu auf, mit ihren Arbeiten einen entscheidenden kulturellen Beitrag zu leisten und ihre Talente nicht an Firmen mit zweifelhaften (Produktions-)Methoden zu verkaufen. Aber welches sind
die Kriterien für gesellschaftlich verantwortliches Design?

Frage 08

Gestalter sind verantwortlich für die Form und die Stimmung von Kommunikation. Sollten sie sich also in einer ethischen und moralischen Verpflichtung fühlen, die über die des mündigen Bürgers hinaus geht? Wenn ja, wie sieht diese Verpflichtung, beziehungsweise Verantwortung aus und welchen Einfluss hat sie, auf die tägliche Arbeitspraxis?

Frage 09

Tools wie Photoshop, Illustrator und Indesign stehen heute jedem zur Verfügung. Damit scheint sich die “Idee” des demokratischen Designs erfüllt zu haben. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass Gestaltung zu einer Massenware wird, wie Dienstleister wie www.72hourlogo.com beweisen. Unabhängig von der Qualität, wird der Eindruck erweckt Grafikdesign sei etwas Austauschbares, etwas leicht zu Produzierendes. Wie stehen Sie dieser Entwicklung gegenüber?

Frage 10

Wo liegen die Unterschiede zwischen der tatsächlichen Gestaltungspraxis und dem was an Hochschulen gelehrt wird. Brauchen Hochschulen mehr Praxisbezug oder sollten einfach nur andere Themen unterrichtet, beziehungsweise andere (als die traditionellen) Fertigkeiten gelehrt werden?